Nanga Parbat im Abendlicht
Text von Stefan Nestler | Blog Abenteuer Sport Deutsche Welle
www.ralf-dujmovits.de
Stürmische Zeiten
Schon bevor Ralf das erste Wort ins Satellitentelefon spricht, weiß ich, in welchem Wetter er und Darek stecken. Der Wind rüttelt und zerrt am kleinen Zelt. Ein Hintergrundgeräusch, das niemand vergisst, der es schon einmal erlebt hat. Ralf und Darek haben ihr Zelt auf einer Höhe von etwa 4900 Metern aufgeschlagen, unterhalb vom üblichen Lagerplatz eins der Kinshofer-Route, dort wo der Weg auf die Messner-Route abzweigt. „Es war gar nicht so leicht, das Zelt bei diesem Sturm aufzubauen“, sagt Ralf. „Da kam uns unsere Erfahrung aus vielen Expeditionen zugute.“
Fast umgeworfen
Der 52-Jährige schätzt die Windgeschwindigkeit auf 70 bis 80 Stundenkilometer. „Die Temperatur dürfte bei minus 20 Grad Celsius liegen, dazu der Wind, das tut schon richtig weh.“ Die beiden übernachten an der Stelle, bis zu der sie auch bei ihrem ersten Erkundungstrip aufgestiegen waren. „Unsere Spuren vom Aufstieg waren durch Neuschnee und Windverfrachtungen wieder verschwunden, wir mussten also erneut spuren“, berichtet Ralf. „Nur dort, wo Lawinen abgegangen waren, fanden wir harten Untergrund vor.“ Die Wind-Böen seien teilweise so stark gewesen, „dass sie uns mit den Rucksäcken fast umgeworfen hätten.“
Gemütlich
Kein Wunder, das sich Darek Zaluski im Zelt deutlich wohler fühlt. „Jetzt haben wir es hier richtig gemütlich“, sagt der 54 Jahre alte Pole. Darek hat schon fünf Achttausender bestiegen, darunter den Mount Everest und den K 2. Auch an drei polnischen Winterexpeditionen hat er teilgenommen, eine davon führte ihn vor 16 Jahren zum Nanga Parbat. Er habe sich einigermaßen von seinem Magen-Darm-Infekt erholt, meint Zaluski. „Mal sehen, wie weit ich aufsteigen kann.“ Morgen wollen sich die beiden nach einem ersten Lagerplatz auf der Messner-Route umsehen – vorausgesetzt, der Wind lässt einen weiteren Aufstieg zu. Wenn nicht, werden Ralf und Darek nicht erst am Nachmittag, sondern bereits am Morgen wieder ins Basislager absteigen.
Nanga Parbat im Abendlicht
Text von Stefan Nestler | Blog Abenteuer Sport Deutsche Welle
www.ralf-dujmovits.de
Abwarten und Tee trinken
Es gehört zum Wesen von Plänen, dass man sie zuweilen über den Haufen werfen muss. Eigentlich wollten Ralf Dujmovits und Darek Zaluski heute wieder in die Diamirflanke des Nanga Parbat einsteigen, um auf einer Höhe von 4850 Metern zu biwakieren und von dort aus nach einem ersten Lagerplatz auf der Messner-Route zu suchen. Doch daraus wurde nichts. Als sich die beiden am Morgen zur verabredeten Stunde trafen, um aufzubrechen, signalisierte Darek, dass es besser sei, wenn er im Basislager bleibe. Ein Magen-Darm-Virus hat den Polen erwischt, Diät mit Reis und Tee ist angesagt. „Inzwischen geht es ihm schon deutlich besser“, erzählt Ralf am Abend (in Pakistan) per Satellitentelefon. „Wenn das Wetter mitspielt, könnten wir morgen aufsteigen.“
Ganzen Tag geschneit
Die Temperaturen liegen nach wie vor bei bis zu minus 18 Grad Celsius im Zelt, draußen natürlich um einige Grad tiefer. Sein Körper habe sich offenkundig schon ein wenig an die Dauerkälte gewöhnt, sagt Ralf: „Es ist echt verrückt. Am ersten Tag im Basislager habe ich beim Telefonieren noch mächtig gefroren. Jetzt sitze ich hier ohne Handschuhe.“ Den ganzen Tag über habe es geschneit, „ nicht kräftig, aber ständig, etwa 15 Zentimeter Neuschnee“. Auch wegen der schlechten Sicht hätte ein Aufstieg zum geplanten Biwakplatz heute wenig Sinn gemacht. Schließlich will sich der 52-Jährige genau ansehen, „wie ich durch den großen Eisbruch komme“, bevor er in das Spalten-Labyrinth einsteigt.
Sturm am Gipfel
Der Wind im Basislager sei kaum der Rede wert, berichtet Ralf. „Aber oben bläst es schon sehr stark.“ Das deckt sich mit der Voraussage des österreichischen Meteorologen Charly Gabl, der die Bergsteiger am Nanga Parbat mit Wetterdaten versorgt. Laut Gabl frischt der Wind am 8125 Meter hohen Gipfel in den nächsten Tagen zum heftigen Sturm auf, mit Geschwindigkeiten bis zu 120 Stundenkilometer. Am höchsten Punkt ist es nach Angaben des Wetterfroschs aus Innsbruck relativ konstant minus 43 Grad Celsius kalt. Ralf ist klar, dass er sich bis zu seinem ersten Gipfelversuch wohl noch ein wenig gedulden muss: „Da hilft nur Abwarten und Tee trinken.“
Nanga Parbat im Abendlicht
Text von Stefan Nestler | Blog Abenteuer Sport Deutsche Welle
www.ralf-dujmovits.de
Viel Blankeis
Eine Winterexpedition ist nichts für Warmduscher. Minus 18 Grad Celsius zeigte das Thermometer von Ralf Dujmovits im Basislager auf der Diamir-Seite des Nanga Parbat. Nicht draußen, sondern im Zelt. „Wir haben hier im Basislager gerade einmal zweieinhalb Stunden Sonne pro Tag“, sagt Ralf Dujmovits. Da bleibe kaum Zeit, den Computer und das Satellitenmodem auf Betriebstemperatur zu bringen. Ralf und Darek Zaluski sind von ihrer ersten Erkundungstour im unteren Gletscherbereich zurückgekehrt. „Das war brutale Spurarbeit“, berichtet Ralf. „Obenauf lag Pulverschnee, darunter eine harte Altschneeoberfläche. Häufig brach diese Decke, wenn ich drauftrat.“ Die meiste Zeit habe er gespurt, weil Darek noch nicht so gut akklimatisiert sei.
Traumtag
Die beiden stiegen bis auf eine Höhe von 4850 Meter auf, „knapp unterhalb von Lager 1 der Kinshofer-Route“. Der Normalweg komme für ihn aber wohl ebenso nicht in Frage wie die Variante, die der Österreicher Gerfried Göschl 2009 eröffnet habe. „Da ist so viel Blankeis, dass es ein Großaufgebot an Leuten bräuchte, um die Route zu versichern.“ Ralf wird wohl versuchen, auf derselben Route aufzusteigen wie Reinhold Messner bei seinem Alleingang 1978. Das wird kein Zuckerschlecken, weiß Ralf: „Es gibt viele Spalten und mehr Steilaufschwünge mit Blankeis, als ich erwartet habe. Die vielen Eisbarrieren im unteren Teil machen es sehr kompliziert, einen Weg zu finden.“ Er werde sich das Ganze noch einmal genau ansehen müssen. Bei ihrer ersten Erkundung hatten Ralf und Darek „einen traumhaften Tag, nur im Westen Bewölkung, kaum Wind auf 4800 Metern, und auch weiter oben nicht sehr viel (max. 40 bis 50 km/h).“
Schweigeminute für die Mordopfer
Nach ihrer Ankunft im Basislager hatten das Expeditionsteam und die Träger gemeinsam eine Schweigeminute für die elf Bergsteiger eingelegt, die dort im vergangenen Sommer von Terroristen ermordet worden waren. „Es war sehr bewegend“, berichtet Ralf. Er habe anschließend in einer kurzen Ansprache an das schreckliche Geschehen erinnert und seine Hoffnung ausgedrückt, dass der Tourismus wieder in Gang käme. Drei bewaffnete Polizisten sind abgestellt, um Ralf, Darek, den Koch Essan und den Hilfskoch Karim im Basislager zu beschützen. „Drei mehr, die durchgefüttert und durchgewärmt werden müssen“, sagt Ralf.
Nanga Parbat
Text von Stefan Nestler | Blog Abenteuer Sport Deutsche Welle
www.ralf-dujmovits.de
Erinnerung an Anschlag ständig präsent
Sollte es noch Spuren des Mordanschlags geben, sieht man sie nicht. Im Basislager auf der Diamir-Seite des Nanga Parbat, wo Terroristen im Sommer elf Bergsteiger erschossen hatten, stehen keine alten Zelte mehr. Der Platz liegt unter einer etwa 70 Zentimeter dicken Schneedecke. „Wir haben uns heute durch einen halben Meter Neuschnee wühlen müssen“, erzählt Ralf Dujmovits per Satellitentelefon, eine Stunde nachdem er mit dem Polen Darek Zaluski, ihrem Koch Essan, dem Hilfskoch Karim und den ersten der 30 Träger im Basislager eingetroffen ist. „Die Träger wollen wegen der klirrenden Kälte nur noch schnell ihr Trinkgeld in Empfang nehmen und dann sofort wieder zurückkehren.“ Eine ursprünglich direkt nach der Ankunft geplante kleine Zeremonie für die Opfer des Anschlags musste wegen der widrigen Wetterverhältnisse verschoben werden.
Klo-Wache
Während des zweieinhalbtägigen Trekkings zum Basislager war die Erinnerung an das schreckliche Geschehen vom Sommer ein ständiger Begleiter gewesen. Alle Einheimischen hätten ihn darauf angesprochen, berichtet Ralf, dessen Winter-Expedition die erste nach dem Attentat ist: „Uns schlug Freude entgegen, dass wir hier sind, und Hochachtung. Die Menschen im Diamir-Tal haben uns einen netten Empfang bereitet.“ Schließlich seien nach dem Anschlag Trekkinggruppen und Expeditionen ausgeblieben. „Den Bewohnern des Tals ist sehr viel verloren gegangen. Sie sind immer noch sehr geschockt.“ Der Expedition sind drei mit Kalaschnikows bewaffnete Polizisten zugeteilt worden, die auch im Basislager bleiben sollen. „Die sind sehr aufmerksam“, sagt Ralf. „Selbst wenn ich während des Anmarschs aufs Klo ging, hielt einer von ihnen draußen Wache.“
Hochzeit und Erste Hilfe
Nach dem so genannten „Briefing“, der Absprache mit pakistanischen Behördenvertretern, waren Dujmovits und Zaluski am Sonntag früh von Chilas aus mit Jeeps aufgebrochen, über eine laut Ralf „vogelwilde Straße“. Mehrfach mussten die Bergsteiger an kritischen Stellen aussteigen. Im Dorf Diamarai traf Dujmovits einen Hilfskoch seiner Nanga-Parbat-Expedition 2001 wieder und wurde kurzerhand zur Hochzeit von dessen Sohn eingeladen. Viereinhalb Stunden Fußmarsch folgten, durch eine enge, ausgesetzte Schlucht hinauf ins 2700 Meter hoch gelegene Dorf Ser. Dort musste Ralf einem sechsjährigen Jungen Erste Hilfe leisten, der ins Bachbett gestürzt war und sich leichte Verletzungen zugezogen hatte.
Gipfel mit langer Windfahne
Am nächsten Tag stiegen die Expeditionsteilnehmer zur Sommer-Alm Tirgali, einer Ansammlung einfacher Hütten für Hirten auf 4000 Meter Höhe. „Ab 3200 Metern hatten wir eine geschlossene Schneedecke“, erzählt Ralf. „Vom Wetter her war es sehr schön, aber mit minus 15 Grad Celsius ziemlich kalt. Vom Gipfel des Nanga Parbat wehte eine Windfahne, die etwa ein Kilometer lang war. Ich schätze die Windgeschwindigkeit auf zwischen 120 bis 150 Stundenkilometer.“ Die nächsten Tage wollen Ralf und Darek nutzen, um sich im Basislager einzurichten und die unteren, flacheren Gletscherpassagen bis auf eine Höhe von 5000 Metern zu erkunden.
[jwplayer XYzPuobs-S5EMYFqt]Hats off……..everybody clap your hands!
Mountaineering is a personal engagement between the climber and his mountain. Climbing up the Tanzanian volcano Mount Kilimanjaro, is not a big deal in the scale of climbing an 8000m peak. Just 5.895m……yes just a “small little 5.895m”!
Spencer West (USA) confronted his mountain and summited it, in what simply deserves its place in the history of mountaineering: With no legs, Spencer wheel chaired some of the way and climbed where the wheel chair could not go……on his hands. It takes determination and courage and a profound love for life to for fill such an achievement.
A BIG BIG Bravo Spencer……Hats off!
link: http://www.bbc.co.uk/news/world-africa-18508243